Sehr geehrte Damen und Herren!
Geschätzter Herr Pfarrer!
Liebe Freunde des Kameradschaftsbunds, der Werkskapelle und der Freiwilligen Feuerwehr!
Mitgenommen präsentiert sich die Säuleneiche, unser Naturdenkmal am Hauptplatz, das hier schon mehrere hundert Jahre überdauert haben dürfte. Allein, dem Sturm am 18. August, musste auch sie Tribut zollen und steht seither wie ein Zeitensymbol vis à vis des Kriegerdenkmals. Ja, wir leben in stürmischen Zeiten, mit immer schneller wechselnden Windrichtungen. Kam der globale Sturm in den letzten beiden Jahren aus pandemischer Richtung, so wird er seit Februar des heurigen Jahres von den gesellschaftlichen Tiefdruckgebieten des Ukrainekriegs und der damit einhergehenden Energiekrise und Rekordinflation gespeist. Am Ende meiner letztjährigen Gedenkrede am 30. Oktober 2021, habe ich meiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass wir heuer über ein anderes Thema, als die COVID-19-Pandemie, mit ihren gesundheits- und gesellschaftspolitischen Bedrohungen sprechen können. Das können wir jetzt auch, aber ich hätte mir gewünscht, dass es nicht der Krieg in bzw. an der Grenze zu Europa sein würde. Wie oft sind wir hier schon zusammengestanden, im Dunstkreis von Allerheiligen, und haben das Gedenken an die Gefallenen der beiden Weltkriege gebetsmühlenartig zum Mahnmal gegen den Krieg und seine Schrecken stilisiert. Alles vergebene Liebesmüh? Floskeln einer Hoffnung, die im Widerspruch zu Realität und Zeitgeschichte steht, die sich immer wieder wiederholt, aus der die Menschheit nichts zu lernen scheint, und zu der Krieg ganz einfach dazuzugehören scheint? Aus einer weltumspannenden Sicht muss man die Frage wohl kurz und bündig bejahen. Seit Beginn der Geschichtsaufzeichnung gab es auf unserem Planeten wohl noch keine einzige Phase eines globalen Friedens, und das gilt auch für die nähere Vergangenheit. Aktuell toben weltweit 22 kriegerische Auseinandersetzungen. Der letzte blutige, ethnische Konflikt Europas am Balkan liegt erst 2 Jahrzehnte zurück, und jetzt tobt wieder ein Krieg, fast vor unserer Haustür, einer Haustür zu einem Raum von Wohlstand und sozialer Sicherheit, der jetzt verletzbar und alles andere als selbstverständlich erscheint. Der Friede ist keine Selbstverständlichkeit. Er ist das kostbarste Gut einer Gesellschaft und braucht ständiges Bemühen, stetige Arbeit, all unsere gemeinsamen Anstrengungen. Sein Fundament hat er in Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. In einer starken Zivilgesellschaft, die ihrerseits auf kommunaler Ebene, in den Gemeinden verankert ist. Da sprechen wir von Vereinen und Einsatzorganisationen, von ehrenamtlichem Engagement und Kameradschaft. Von jenen Strukturen, in denen sich der Zusammenhalt widerspiegelt, der friedliches Zusammenleben im Grunde genommen erst ermöglicht. Damit bin ich wieder dort angekommen, wo ich zuhause bin, wo wir zuhause sind und sich der Kern meiner jährlichen Gedenkrede im internationalen Kontext kristallisiert.
Und wo dieser große Baum, der, wenn auch etwas zerzaust, mitten unter uns steht, zu einem Symbol des Positiven, der Stärke und Hoffnung wird. Der Sturm am 18. August dieses Jahres hat eine Spur der Verwüstung durch unseren Ort gezogen, hat Bäume entwurzelt und Dächer abgedeckt. Er hat viel kaputt gemacht, aber eines konnte er nicht zerstören: Den unvergleichlichen Zusammenhalt in PölsOberkurzheim. Von den Feuerwehren und der Bergrettung, über den Bauhof, bis hin zu zivilen Hilfskräften und Nachbarn, die die Ärmel hochgekrempelt und sich gegenseitig geholfen haben. Das hat stolz gemacht, Zuversicht gespendet und ich möchte den heutigen Tag und Rahmen auch dafür nutzen, allen, die damals geholfen haben, öffentlich ein großes Danke auszusprechen.
Danke auch Ihnen allen fürs Kommen und das Gedenken an unsere Gefallenen. Unserer Fahnenmutter Käthe Überer für die stete Gastfreundschaft und die gemütliche Herberge für unsere Kameradinnen und Kameraden. Pfarrer Gottfried Lammer, für das Zelebrieren des heutigen Gottesdienstes und natürlich unserer Werkskapelle für die wie immer wunderbare musikalische Umrahmung sowie den Abordnungen der Freiwilligen Feuerwehr für ihr Erscheinen. Ein besonderer Dank für die Organisation der heutigen Veranstaltung gilt unserem Kameradschaftsbund unter der Führung von Sepp Hafner und Ewald Honis, der sich in den letzten Jahren wieder zu einem absoluten Aktivposten in unserer Vereinslandschafts entwickelt hat. Ihnen allen noch einen schönen Sonntag! Bleiben Sie stark und zuversichtlich!
(Bgm. Mag. Gernot Esser)