Bürgermeister-Blog

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Rede
zur Gedenkfeier des Österreichischen Kameradschaftsbundes am 29.10.2023

Sehr geehrte Damen und Herren!
Geschätzter Herr Pfarrer!
Liebe Freunde des Kameradschaftsbunds, der Werkskapelle, der Freiwilligen Feuerwehr & unseres Trachtenvereins!

„Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Bewahrung des Feuers“, lautet ein populäres Zitat, das nicht nur als Motto der diesjährigen Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum unseres Trachtenvereins diente, sondern auch sehr gut als Überschrift für die traditionelle Gedenkfeier der Ortsgruppe PölsOberkurzheim des Österreichischen Kameradschaftsbunds passt. Es ist Tradition, dass wir uns alljährlich rund um Allerheiligen vor dem Kriegerdenkmal versammeln, um der Gefallenen der beiden Weltkriege zu gedenken. Es ist Tradition, dass wir gemeinsam die Messe feiern, die von unserer Werkskapelle musikalisch opulent und meisterhaft begleitet wird. Es ist Tradition, dass man im Anschluss gemütlich beim Kirchenwirt einkehrt. Und dennoch ist da auch immer wieder eine gesunde Portion Innovation mit im Spiel, die das Feuer bewahrt, den Funken überspringen lässt. Denken wir an scheinbare Kleinigkeiten: Der heutige gemeinsame Einzug des ÖKB mit Werkskapelle und Trachtenverein. Oder der gemeinsame kulinarische Ausklang bei unser Kirchenwirtin – und da bin ich jetzt meiner Zeit ein wenig voraus – mit feinstem Rehgulasch – geschossen von Sepp Hafner & zubereitet von unserer Fahnenmutter Käthe Überer. Diese Kleinigkeiten sind ihrer Gesamtheit genau jenes Salz in der Suppe, das Traditionen wie diese aufrecht erhält, und da sei an dieser Stelle auch allen gedankt, die mit ihrem Einsatz, ihrer Zeit, ihrem Wissen, ihren Ideen wertvolle Beiträge leisten.

Tradition ist es seit einigen Jahren aber auch, dass diese Gedenkveranstaltung im Umfeld aktueller globaler Krisen stattfindet, quasi eingebettet ist. Ob Pandemie, Ukrainekrieg und seit 3 Wochen der lodernde und stufenweise eskalierende Konflikt im Nahen Osten: Die Welt kommt nicht zur Ruhe. Das Kriegerdenkmal, vor dem wir uns heute versammelt haben, ist auch ein Mahnmal, das an die Schrecken der beiden Weltkriege erinnern soll, an die Millionen von Menschen, die in ihnen den Tod gefunden haben. Jeder Name, der hinter mir auf Steintafeln eingraviert zu lesen ist, ist eine Mahnung, nicht zu vergessen. Eine Warnung, wie schnell das kostbare Gut „Frieden“ zerbrechen und in das Gegenteil umschlagen kann. Eine Aufforderung an uns alle, uns Tag für Tag bewusst zu machen, in welch privilegiertem Umfeld wird leben dürfen. Klar läuft nicht immer alles rund. Man ärgert sich über die Politik, den Nachbarn, der wieder einmal am Sonntag Rasen mäht, Klimakleber und vieles andere. Wir kämpfen mit einer Inflation und hohen Energiepreisen, die uns das Leben schwer machen. Aber wenn wir in der Früh aufstehen und aus dem Fenster schauen, dann liegt vor uns ein ruhiges und friedliches Land. Wenn bei uns am Samstag zu Mittag die Sirenen ertönen, dann ist es ein Probe- und kein Raketenalarm.

Wir brauchen keine Luftschutz-App auf unseren Handies, wie es in der Ukraine zur Notwendigkeit geworden ist. Unsere Kinder können über Wiesen laufen, ohne an Mienen denken zu müssen. Dies alles ist für uns eine Selbstverständlichkeit, aber eigentlich der größte Luxus, den es gibt. Dieser Friede, der unser Land seit 78 Jahren trägt, der aber auch ein zerbrechliches Gut ist, mit dem vorsichtig umgegangen werden muss.

Auch wenn unsere heutige Veranstaltung keine geopolitischen Auswirkungen haben wird und mein kleiner rhetorischer Beitrag nicht über die Grenzen unserer Gemeinde hinaus Gehör finden wird, so bin ich dennoch überzeugt, dass die Keimzelle eines friedlichen Zusammenlebens im Kleinen beginnt und sehr wohl von uns allen, von jedem Einzelnen beeinflusst werden kann. Friedliches Zusammenleben beginnt in der Familie, in der Nachbarschaft, im Dorf, in der Gemeinde. Zusammenhalt und Gemeinschaftssinn finden ihr Biotop in unseren Vereinen und Einsatzorganisationen. Diese kleinen sozialen Einheiten sind die tragenden Säulen einer gelebten Friedenskultur. Ihr Fundament wiederum muss ein gesellschaftliches Klima sein, das geprägt ist von Respekt, Toleranz und Einfühlungsvermögen für das jeweilige Gegenüber. Ich bin stolz und dankbar, und damit komme ich zum Schluss meiner Rede, dass wir hier in PölsOberkurzheim ein solches Klima haben. Im politischen und alltäglichen Zusammenleben. Ein Klima, in dem das Miteinander großgeschrieben wird und um das uns viele beneiden.

Beneidet werden wir auch um unseren aktiven Kameradschaftsbund, dem ich an dieser Stelle für seinen Einsatz und die Organisation der heutigen Veranstaltung danken möchte. Danke auch Ihnen allen fürs Kommen und das gemeinsame Gedenken an unsere Gefallenen. Danke an unsere Fahnenmutter Käthe Überer, die mit ihrem Gasthaus ein stets herzlicher und gemütlicher Stützpunkt für unseren Kameradschaftsbund ist. Unserem Herrn Pfarrer, für das Zelebrieren des heutigen Gottesdienstes und natürlich unserer Werkskapelle für die wie immer wunderbare musikalische Umrahmung. Danke auch den Abordnungen der Freiwilligen Feuerwehr für ihr Erscheinen und dem Trachtenverein für seine Präsenz. Ihnen allen noch einen schönen Sonntag! Bleiben Sie stark und zuversichtlich!

(Bgm. Mag. Gernot Esser)


Sehr geehrte Damen und Herren!

Geschätzter Herr Pfarrer!

Liebe Freunde des Kameradschaftsbunds, der Werkskapelle und der Freiwilligen Feuerwehr! 

Mitgenommen präsentiert sich die Säuleneiche, unser Naturdenkmal am Hauptplatz, das hier schon mehrere hundert Jahre überdauert haben dürfte. Allein, dem Sturm am 18. August, musste auch sie Tribut zollen und steht seither wie ein Zeitensymbol vis à vis des Kriegerdenkmals. Ja, wir leben in stürmischen Zeiten, mit immer schneller wechselnden Windrichtungen. Kam der globale Sturm in den letzten beiden Jahren aus pandemischer Richtung, so wird er seit Februar des heurigen Jahres von den gesellschaftlichen Tiefdruckgebieten des Ukrainekriegs und der damit einhergehenden Energiekrise und Rekordinflation gespeist. Am Ende meiner letztjährigen Gedenkrede am 30. Oktober 2021, habe ich meiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass wir heuer über ein anderes Thema, als die COVID-19-Pandemie, mit ihren gesundheits- und gesellschaftspolitischen Bedrohungen sprechen können. Das können wir jetzt auch, aber ich hätte mir gewünscht, dass es nicht der Krieg in bzw. an der Grenze zu Europa sein würde. Wie oft sind wir hier schon zusammengestanden, im Dunstkreis von Allerheiligen, und haben das Gedenken an die Gefallenen der beiden Weltkriege gebetsmühlenartig zum Mahnmal gegen den Krieg und seine Schrecken stilisiert. Alles vergebene Liebesmüh? Floskeln einer Hoffnung, die im Widerspruch zu Realität und Zeitgeschichte steht, die sich immer wieder wiederholt, aus der die Menschheit nichts zu lernen scheint, und zu der Krieg ganz einfach dazuzugehören scheint? Aus einer weltumspannenden Sicht muss man die Frage wohl kurz und bündig bejahen. Seit Beginn der Geschichtsaufzeichnung gab es auf unserem Planeten wohl noch keine einzige Phase eines globalen Friedens, und das gilt auch für die nähere Vergangenheit. Aktuell toben weltweit 22 kriegerische Auseinandersetzungen. Der letzte blutige, ethnische Konflikt Europas am Balkan liegt erst 2 Jahrzehnte zurück, und jetzt tobt wieder ein Krieg, fast vor unserer Haustür, einer Haustür zu einem Raum von Wohlstand und sozialer Sicherheit, der jetzt verletzbar und alles andere als selbstverständlich erscheint. Der Friede ist keine Selbstverständlichkeit. Er ist das kostbarste Gut einer Gesellschaft und braucht ständiges Bemühen, stetige Arbeit, all unsere gemeinsamen Anstrengungen. Sein Fundament hat er in Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. In einer starken Zivilgesellschaft, die ihrerseits auf kommunaler Ebene, in den Gemeinden verankert ist. Da sprechen wir von Vereinen und Einsatzorganisationen, von ehrenamtlichem Engagement und Kameradschaft. Von jenen Strukturen, in denen sich der Zusammenhalt widerspiegelt, der friedliches Zusammenleben im Grunde genommen erst ermöglicht. Damit bin ich wieder dort angekommen, wo ich zuhause bin, wo wir zuhause sind und sich der Kern meiner jährlichen Gedenkrede im internationalen Kontext kristallisiert.

Und wo dieser große Baum, der, wenn auch etwas zerzaust, mitten unter uns steht, zu einem Symbol des Positiven, der Stärke und Hoffnung wird. Der Sturm am 18. August dieses Jahres hat eine Spur der Verwüstung durch unseren Ort gezogen, hat Bäume entwurzelt und Dächer abgedeckt. Er hat viel kaputt gemacht, aber eines konnte er nicht zerstören: Den unvergleichlichen Zusammenhalt in PölsOberkurzheim. Von den Feuerwehren und der Bergrettung, über den Bauhof, bis hin zu zivilen Hilfskräften und Nachbarn, die die Ärmel hochgekrempelt und sich gegenseitig geholfen haben. Das hat stolz gemacht, Zuversicht gespendet und ich möchte den heutigen Tag und Rahmen auch dafür nutzen, allen, die damals geholfen haben, öffentlich ein großes Danke auszusprechen.

Danke auch Ihnen allen fürs Kommen und das Gedenken an unsere Gefallenen. Unserer Fahnenmutter Käthe Überer für die stete Gastfreundschaft und die gemütliche Herberge für unsere Kameradinnen und Kameraden. Pfarrer Gottfried Lammer, für das Zelebrieren des heutigen Gottesdienstes und natürlich unserer Werkskapelle für die wie immer wunderbare musikalische Umrahmung sowie den Abordnungen der Freiwilligen Feuerwehr für ihr Erscheinen. Ein besonderer Dank für die Organisation der heutigen Veranstaltung gilt unserem Kameradschaftsbund unter der Führung von Sepp Hafner und Ewald Honis, der sich in den letzten Jahren wieder zu einem absoluten Aktivposten in unserer Vereinslandschafts entwickelt hat. Ihnen allen noch einen schönen Sonntag! Bleiben Sie stark und zuversichtlich!

(Bgm. Mag. Gernot Esser)


Rede zur Gedenkfeier des österreichischen Kameradschaftsbundes am 30. Oktober 2021

Sehr geehrte Damen und Herren!

Jahr für Jahr finden wir uns im Umfeld des Allerheiligen/Allerseelenwochenendes hier im Zentrum unseres Ortes vor dem Kriegerdenkmal zusammen, um die Kultur des Gedenkens und Erinnerns zu pflegen. Eine wichtige Tradition, hinter der aber eine noch viel bedeutendere Aufgabenstellung steht: Jene, die Schrecken der beiden Weltkriege, die Millionen von toten Soldaten und Zivilisten, die barbarischen Schattenseiten der Menschheitsgeschichte in einen aktuellen Zusammenhang zu stellen und damit Krieg und Tod zum Mahnmal werden zu lassen. Zu einem Aufruf steter Wachsamkeit, die es zu allen Zeiten braucht, denn heute wie damals gilt das Gebot „Wehret den Anfängen“. „Man muss die Vergangenheit kennen, um die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft gestalten zu können“, hat Altbundeskanzler Helmut Kohl einst trefflich festgestellt. Und ein Blick in die Vergangenheit mahnt uns einmal mehr aufzupassen. Die Jahre 1914 und 1938, die Anfangsjahre der beiden großen Kriege des 20. Jahrhunderts, waren beide geprägt von tiefgreifenden Spaltungen der Gesellschaft. Waren es 1914 die nationalistischen Kräfte, die den Vielvölkerstaat der Habsburgermonarchie sprengten, sind es 30 Jahre später Massenarbeitslosigkeit, Hyperinflation und eine massive Verteilungsungerechtigkeit gewesen, die die Massen in die Arme des nationalsozialistischen Regimes getrieben haben. Hier wie dort wurde das Trennende vor das Gemeinsame gestellt. Die Keimzelle des Konflikts. Konstruktive Lösungsmodelle für die Probleme unserer Gesellschaft, über alle Epochen hinweg, brauchen aber einen gemeinschaftlichen Ansatz. Und damit wechseln wir in die Gegenwart. 19 Monate der Pandemie liegen hinter uns und wohl noch weitere vor uns. Vieles hat sich verändert in dieser Zeit, teilweise schnell und radikal. Für viele Menschen wohl zu schnell und zu radikal, und so ist die Pandemie nicht nur zu einer Bedrohung für unsere Gesundheit, sondern vor allem auch für unsere Gesellschaft geworden. Ein „Spaltpilz“, den man nicht unterschätzen darf. Den man ernst nehmen muss, genauso wie die Menschen und Meinungen, die dahinterstehen. Aber eines ist auch ganz klar: Mit Individualismus, Ich-AGs und tausenden Chef-Epidemiologen werden wir die Pandemie nicht in den Griff bekommen. Die Impfquote stagniert – die Infektionszahlen steigen massiv. Das Gebot der Stunde lautet daher einmal mehr „Solidarität“, es lautet „Gemeinsamkeit“, ja, es sollte wieder mehr in Kategorien wie „Kameradschaft“ gedacht werden, wenn es um die Volksgesundheit und die Zukunft unseres politischen und wirtschaftlichen Systems geht. Das könnte, nein, das muss der Fugenkitt für die Risse sein, die in den letzten Monaten durch unsere Gesellschaft, durch Familien und Freundschaften gegangen sind. Das ist auch als ein Aufruf an alle politischen Kräfte dieses Landes zu verstehen. Trennen und kaputtmachen ist keine Kunst – die Scherben zusammenfügen ist viel schwerer – lassen wir es nicht dazu kommen! Gemeinsam marschiert es sich viel leichter gegen einen Feind, der tückischer ist, als vieles bisher Dagewesene. Wenngleich, und auch das ist mir wichtig, hier gilt es zu relativieren, denn der unmittelbare Vergleich der aktuellen Pandemie und der durch sie ausgelösten Krisen mit den beiden Weltkriegen und ihrem Leid ist unangemessen. Von diesem Ausmaß an Zerstörung sind wir Gott sei Dank meilenweit entfernt und dennoch gilt es, wie eingangs vermerkt, aufzupassen, den Anfängen zu wehren und sich in einer von Wohlstandsallüren durchzogenen Gesellschaft, die grundsätzlich über alle Mittel verfügt, der Krankheit Herr zu werden, jener Tugend zu besinnen, die unsere 2. Republik aufgebaut und stark gemacht hat: Zusammenhalt. Wenn uns das gelingt, dann bin ich guter Hoffnung, dass wir uns im Rahmen der nächstjährigen Gedenkfeier wieder einem anderen Thema widmen können.


Antrittsrede 2020 (Blog 270720)

Sehr geehrte Damen und Herren! Geschätzte Mitglieder des Gemeinderats! Liebe Ehrengäste!

Vor knapp 30 Jahren starb eine der wohl legendärsten Kanzler- und Politpersönlichkeiten der 2. Republik, Bruno Kreisky. Aus diesem Anlass erscheint in diesen Tagen ein neues Buch des Journalisten Ulrich Brunner, das als Titel eines der berühmtesten und dem Autor gewidmeten Zitate des mitunter auch grantigen Sonnenkanzlers trägt: „Lernen S' a bisserl Geschichte, Herr Reporter!“. Ob und wieviel wir aus der Geschichte lernen wollen, das hängt von uns ab. Ein Blick auf das aktuelle Weltgeschehen auf europäischer und globaler Ebene lässt nach wie vor daran zweifeln, dass der Lernwille, zumindest bei einigen exponierten Polit-Persönlichkeiten, ein ausgeprägter ist. Unzweifelhaft feststehend ist aber das große Lern-Potenzial der Geschichte, die Jahrhunderte überdauernden, zeitlosen Leitsätze großer Philosophen und Strategen. Wie jener, der auf der Rückseite der Ehreneinladungen zur heutigen Sitzung abgedruckt und jetzt auch hinter mir eingeblendet ist: „Es ist nicht unsere Aufgabe, die Zukunft vorherzusagen, aber es ist unsere Aufgabe, darauf vorbereitet zu sein.“ Er stammt von Perikles, einem griechischen Staatsmann und Strategen, der im 5. Jahrhundert vor Christus in Athen und Griechenland, der Wiege europäischer Kultur, Wesentliches für die Entwicklung jener Staatsform geleistet hat, die trotz ihrer Reibungsverluste und Mängel noch immer die beste von allen ist: Die Demokratie. Die Herrschaft des Volkes. Perikles hat in seiner Amtszeit vor allem den Zugang zu politischen Ämtern geöffnet und einem weiteren Kreis ermöglicht, indem er beispielsweise Sitzungsgelder, sog. Diäten, einführte. Das war aber natürlich nicht der Grund für die Auswahl seines Zitates, meine Damen und Herren. Dieser liegt vielmehr in der tiefschichtigen und sehr aktuellen Bedeutung dieses Satzes, der eingebettet in eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation, die infolge der COVID-19-Pandemie in dieser Form wohl niemand von uns vor Beginn des Jahres 2020 vorausgesagt hätte, zu einem Kernsatz, ja zu einem Dogma kommunalpolitischen Handelns wird. Und es stimmt, dass das es nicht unsere Aufgabe gewesen ist, das alles vorherzusehen. Weder jene der Politik, noch jene jedes einzelnen von uns. Politik, vor allem auf kommunaler Ebene, ist kein Orakel und die Gemeinderäte sind keine Auguren oder Hellseher. Wer konnte ahnen, dass innerhalb kürzester Zeit ein ganzes Sozial- und Wirtschaftssystem auf einen Minimal-Standby-Betrieb heruntergefahren wird? Geschlossene Schulen und Ämter, brach liegende Gastronomie- und Gewerbebetriebe, Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit, leere Straßen, Home-Office & Distance-Learning. Menschen mit Masken. Das alles kam fast über Nacht. Schnell und unerwartet. Niemand konnte das in diesem Umfang voraussehen. Was wir aber konnten und tun mussten, war, uns auf die neuen Gegebenheiten einzustellen. Rasch und flexibel zu reagieren. Auf Strukturen zurückzugreifen, die uns derartige Situationen bewältigen lassen. Auf unsere Gemeinschaft und unseren Zusammenhalt. Auf Ehrenamt und Idealismus. Auf eine funktionierende, stabile und effiziente Gemeindeverwaltung. Wir haben informiert und organisiert. Eingekauft und zugestellt. Unterhalten und verlost. Für Sicherheit gesorgt. Und wir haben viel dazu gelernt. Wir alle – beruflich und privat. Das lässt uns gestärkt aus dieser Krise, die noch nicht vorbei ist (!) hervorgehen und bereitet uns im Sinne des Perikleischen Zitats noch besser auf das vor, was noch kommen mag – auf die Zukunft. Stichwort Zukunft – sie spielt naturgemäß auch in der Gemeindepolitik eine zentrale Rolle. Wir müssen bestmöglich auf sie vorbereitet sein – ja - aber wir müssen und dürfen sie auch aktiv gestalten. Jenen Raum, den eine Gemeinde für die Menschen, die hier leben und arbeiten ausmacht. Es ist ein wunderbarer Lebensraum, dieses, unser PölsOberkurzheim. Eingebettet an dieser bekannten und viel zitierten Schnittstelle von Industrie- und Natur. Und diese Gemeinde braucht, wie jede andere auch, Perspektiven. Jene am Bild hinter mir, wurde auf der Offenburg eingefangen und ist grundsätzlich dieselbe, die schon 2015 die Titelseite der Einladung zur Konstituierenden Sitzung zierte – noch einmal neu aufgenommen vor 2 Wochen. Auf den ersten Blick mag die Szenerie fast ident erscheinen. Aber wenn man genau hinsieht, hat sich in diesen 5 Jahren vieles verändert. Nicht nur die Rauchfahne der ZPA, die infolge einer technischen Umstellung weggefallen ist und die beiden Kühe, die fehlen 😉. Wir haben mit der Brauerei in Thalheim und den Sanierungsarbeiten am Schloss Sauerbrunn neben unserem Vorzeige-Leitbetrieb ZPA ein weiteres wirtschaftliches Standbein mit großem Potenzial und viel Perspektive dazu bekommen (und nicht zu vergessen – auch einiges dafür getan!). Unsere beiden Feuerwehren wurden noch schlagkräftiger mit neuen Fahrzeugen und einem Rüsthauszubau in Pöls, der auch in Punkto Ortsbildverschönerung einen kräftigen Beitrag leistet. Ein Bildungscampus sorgt für gute Vernetzung zwischen unseren Schulen und Kindergärten. Wir haben einen generalsanierten und neu gestalteten Marktplatz, dessen weitere Belebung eine unserer nächsten Herausforderungen sein wird.

Und damit wechsle ich auch schon die Perspektive und richte den Blick in die Zukunft. In unserer nach wie vor schnelllebigen und aktuell unsicheren Zeit, braucht es einerseits Stabilität, ein beständiges, solides Bild der Gemeinde, an dem man sich festhalten kann, andererseits aber auch Veränderung, Weiterentwicklung, den Zug zur Innovation, um nicht den Anschluss zu verlieren. Der wird übrigens gerade vor unserer Haustür gegraben, der Anschluss unserer beiden Schulen, des Kindergartens und des Gemeindeamtes an das Hochleistungs-Glasfasernetz der Stadtwerke Judenburg. Es ist eine weitere Maßnahme zur Verbesserung der Infrastruktur in diesem Bereich, wobei der weitaus größere Brocken die Sanierung der Gebäudehülle unseres Bildungscampus sein wird – ein Großprojekt, das wir in nächster Zeit angreifen müssen und werden. Die Barrierefreiheit im öffentlichen Bereich gehört optimiert und weiter ausgebaut, genauso wie das Radwegenetz, und wir brauchen, Gott sei Dank, neuen Wohnraum für junge Familien, in den unterschiedlichsten Gestaltungsformen. Das ist nur eine Auswahl der vielleicht wichtigsten Zukunftsthemen, bei weitem noch nicht alles, aber zentrale Eckpunkte unseres Arbeitsprogramms für die nächsten 5 Jahre. Ich bin der tiefsten Überzeugung, dass wir diese ambitionierten Projekte gemeinsam erfolgreich umsetzen werden. So, wie wir während der Corona-Pandemie gemeinsam stark geblieben sind, und weiter gemeinsam zusammenhalten müssen – über parteipolitische und ideologische Grenzen hinweg. Das ist Kommunalpolitik. Das ist das, was sich die Menschen von uns erwarten. Das ist das Fundament unserer Gemeinde. Eine optimale Vorbereitung für die Zukunft. Das ist das, was Perikles schon vor 2.500 Jahren gefordert hat.

Ich darf mich am Ende meiner Rede bedanken. Für die einstimmige Wahl zum Bürgermeister. Für das Vertrauen in meine und unsere Arbeit in den nächsten 5 Jahren. Danke auch für die gute und harmonische Zusammenarbeit in der abgelaufenen Gemeinderatsperiode – über die Parteigrenzen hinweg – und Danke für einen fairen und sauberen Wahlkampf. Wenn ich in meiner Rede sehr oft das Wort „WIR“ benutzt habe, dann ganz bewusst deshalb, weil ich Gemeindepolitik und das Bürgermeisteramt nicht als One-Man-Show verstehe, sondern als Teamwork und Teamleistung. Ich bin stolz und dankbar, dass ich auf die Unterstützung und den Rückhalt einer so tollen Gemeinderatsfraktion, wie meiner SPÖ zählen kann. Ich bin stolz und dankbar für ein grandioses Team an GemeindemitarbeiterInnen, die in all ihren Tätigkeitsfeldern tagtäglich ihr Bestes für unser PölsOberkurzheim geben. Und ich bin stolz und dankbar für eine Familie, dir mir Kraftspender, Motivation und Auffangnetz für meine Arbeit ist. Meine Eltern. Meine Schwestern. Und meine beiden Herzensmenschen: Sonja & Lilly! Danke, dass es euch alle gibt! Wenn man etwas aus der Geschichte lernen möchte, dann wohl auch, dass Reden nicht länger als notwendig sein sollten. Diesen Lehrsatz nehme ich mir jetzt zu Herzen, bedanke mich für Ihr Kommen und die Aufmerksamkeit und schließe mit einem steirischen „Glück auf!“


Frühlingsgefühle (Blog 170419)

Geht es Ihnen auch so? Kaum werden die Tage länger, die Wiesen grüner und das Lüftchen aus Richtung Tauern lauer, bekomme ich den ultimativen energetischen Frühlingskick. Es ist ein Gefühl der Euphorie, das mich erfüllt, wenn ich auf meiner Laufrunde durch PölsOberkurzheim unterwegs bin. So wie beispielsweise vor 2 Wochen, als ich dann auch noch am Kirchweg einen kurzen Stopp einlegte, zwischen den Baukünetten flanierte, den Duft von frisch bearbeiteter Erde aufsog und mir schon jetzt die neue Siedlung vorstellte, die dort in nächster Zeit entstehen wird. Jetzt aber genug der frühlingshaften Kommunal-Romantik – zurück zu den Fakten. Energie können wir heuer gut gebrauchen, denn wir haben viel vor im Jahr 2019, das mittlerweile ja auch schon wieder 4 Monate alt ist, und im ersten Quartal vor allem viele Events und Veranstaltungen für uns parat hielt. Vom Eisstockturnier über einen grandiosen Fasching bis hin zum fulminanten Frühjahrskonzert unserer Werkskapelle, das die letzten Spuren einer allfällig vorhandenen Frühjahrsmüdigkeit musikalisch weggeblasen hat. Jetzt stehen wir aber an der Schwelle zur Bausaison, krempeln die Ärmel hoch, lassen die Bagger auffahren und setzen mit großer Leidenschaft das um, was in den letzten Monaten akribisch geplant und vorbereitet wurde. Wie zum Beispiel die Neugestaltung des Areals rund um das ehemalige Erharthaus, die unserem Ortsbild wieder einen „neuen Touch“ geben wird. Lange vorbereitet und gut durchdacht war auch die Allianz jener 5 Gemeinden, die sich dazu entschlossen haben, innovative Jungunternehmen, sogenannte „Startups“ über die eigenen Gemeindegrenzen hinaus zu fördern. Auch wenn wir unseren eigenen Kirchturm lieben, ist es manchmal erforderlich, über ihn hinauszudenken und das Prinzip „Gemeinsam sind wir stark“ auf regionaler Ebene wirklich zu leben. Gemeinsamkeit prägt auch die Arbeit im Gemeinderat und das ist gut so. Sachbezogene Gemeindepolitik zum Wohle unserer BürgerInnen statt parteipolitischer Kleingeistigkeit – vielleicht ein Best-Practice-Beispiel für andere Ebenen der politischen Landschaft. Ich möchte mich an dieser Stelle und in diesem Zusammenhang ganz bewusst auch bei Sabine Koiner bedanken, die diese Grundhaltung in ihrer knapp 14-jährigen kommunalpolitischen Tätigkeit gelebt hat, ihr alles Gute für den neuen Lebensabschnitt außerhalb des Gemeinderates wünschen und bin zuversichtlich, dass dieser Kurs auch mit dem neuen Team der ÖVP fortgesetzt werden kann. Den BesucherInnen unserer Website wünsche ich an dieser Stelle ein schönes und gesegnetes Osterfest sowie frühlingshafte ~good vibrations~ 


Rede
anlässlich der Gedenkfeier des Kameradschaftsbundes am 28.10.2017 Blog (281017)

Sehr geehrte Damen und Herren!

Die Rede anlässlich der Gedenkfeier für die gefallenen und vermissten Soldaten der beiden Weltkriege ist für mich jedes Jahr nicht nur eine Ehre, sondern auch die Herausforderung, die Erinnerung an die dunklen Kapitel der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts in den Kontext der Gegenwart zu stellen. Vielleicht auch mit einem mahnenden Impuls des Nachdenkens über unsere Zukunft zu versehen. Ich bin dankbar für diese Möglichkeit, dankbar auch dafür, dass unser Kameradschaftsbund die Tradition des Erinnerns und Mahnens pflegt und aufrechterhält.

Wohlstand & Demut
Der bekannte Künstler Helmut A. Ploschnitznigg hat heuer das „Jahr der Demut“ ausgerufen. Das klingt im ersten Moment pathetisch und überzogen, trifft aber einen ganz wesentlichen Nerv und gleichzeitig eine Schwachstelle unserer Wohlstandsgesellschaften im 3. Jahrtausend. Demut hat in diesem Verständnis nichts mit Selbstgeißelung oder Bigotterie zu tun – nein, es geht letztlich nur darum, unseren Wohlstand, die Segnungen des Sozialstaates, Frieden und Sicherheit wieder wertzuschätzen und ein bisschen gegen den gefährlichen Automatismus der Selbstverständlichkeit und des chronischen Jammerns auf hohem Niveau zu rebellieren. Es geht uns gut in Österreich - das können wir, 2 Tage nach dem Nationalfeiertag, mit Fug und Recht behaupten. Das kollektive Wohlergehen ist dabei nicht vom Himmel gefallen. Meine Generation und die nachfolgenden genießen heute noch zu einem großen Teil die Früchte der Arbeit der sogenannten Generation des Wiederaufbaus. Unser Auftrag ist es, dieses Level, dieses Niveau nicht nur in Zukunft zu erhalten, sondern es nach Möglichkeit auch zu öffnen, einer größeren Anzahl von Menschen, national und international zugänglich zu machen. Dieser Aspekt der Verteilungsgerechtigkeit erscheint mir dabei der einzige ernst zu nehmende Ansatz, die problematischen Phänomene Migration und Terrorismus an der Wurzel einer Entschärfung zuzuführen. Jammern und Einkapseln hilft dabei nicht – mit einer Prise Demut Dankbar dafür zu sein, wie es uns geht, kann aber eine gute Ausgangsbasis bilden.

Das gefährliche Spiel mit dem Feuer
Dennoch wird nach wie vor „gezündelt“, ein gefährliches Spiel mit dem Feuer und dem wohl höchsten Gut, dem Frieden, gespielt. Aktuell wieder einmal auf europäischer Ebene, in der EU, mit der EU, deren Wurzel immer noch das größte Friedensprojekt der Geschichte unseres Kontinents ist. Das wird schnell vergessen, wenn es beim Brexit um nationale und im Fall von Katalonien um regionale Interessen geht. Vergessen wird auch, dass die EU von ihrer Grundintention her eine Solidargemeinschaft ist, wo die Stärkeren den Schwächeren unter die Arme greifen und gerade damit Extremismus und Migration entgegengewirkt werden soll. Die Entwicklung in Spanien gemahnt zu besonderer Vorsicht und wir alle können nur hoffen, dass sich die politischen Akteure in Madrid und Barcelona ihrer Verantwortung am Rande eines Bürgerkriegszenarios mitten in Europa bewusst werden. Demut wäre hier, nicht zuletzt in Barcelona, einer wunderbaren, reichen, bunten und kosmopolitischen Metropole angesagt.

Die Schande
Ich wechsle den Schauplatz um einen Konfliktherd anzusprechen, der eine humanitäre Katastrophe und gleichzeitig eine Schande im 3. Jahrtausend darstellt. Die brutale Verfolgung und Vertreibung der Rohingyas in Myanmar. Es ist eine Schande des Wegschauens, die in erster Linie die Regierungschefin und Friedensnobelpreisträgerin Sun Kyi trifft, aber auch die internationale Staatengemeinschaft zu entschlossenerem Handeln bewegen sollte. Wegschauen ist gefährlich – auch das hat uns die Geschichte gelehrt.

Ausblick der Hoffnung
Aber das Lernen aus der Geschichte ist so eine Sache. Viele Lehrbeispiele im positiven Sinn findet man nicht, dennoch: Pessimismus ist auch keine Zukunftsoption. Wichtig ist die aktive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, keine Verdrängung, kein Beschönigen, objektiv und wertneutral. In diesem Sinne kommt der Arbeit des Kameradschaftsbundes eine wichtige gesellschaftliche Rolle zu und der traditionellen Gedenkveranstaltung vor dem Kriegerdenkmal in PölsOberkurzheim im Sinne einer Plattform für Bewusstseinsbildung ebenso. Dafür sage ich Danke und wünsche Obmann Valentin Bauer und seinem Team viel Kraft und Erfolg für die Zukunft. Glück auf!


Gedanken zum Europatag 2017 (Blog 090517)

"Nun hatte ich zehn Jahre des neuen Jahrhunderts gelebt und nie habe ich unsere alte Erde mehr geliebt als in diesen Jahren vor dem Ersten Weltkrieg, nie mehr auf Europas Einigung gehofft, nie mehr an seine Zukunft geglaubt als in dieser Zeit, da wir meinten, eine neue Morgenröte zu erblicken. Aber es war in Wahrheit schon der Feuerschein des nahenden Weltenbrands." (Stefan Zweig)

Diese eindringlichen Zeilen des Denkers und Schriftstellers Stefan Zweig sollten uns vor allem am heutigen Europatag ermahnen, welch sensibles Gut die große Idee des Vereinten Europas ist. Es war und ist das größte Friedensprojekt der Geschichte, basierend auf einem Fundament der Gemeinsamkeiten auf kultureller und geistiger Ebene. Auch wenn im bürokratischen Konstrukt der Europäischen Union nicht immer alles rund und optimal läuft, die Idee ist nach wie vor dieselbe, und sie ist es wert, darum zu kämpfen. Europa darf nicht zum Spielball populistischer Politik werden, sondern muss uns allen ein ernstes und wahrhaftes Anliegen bleiben. Wir müssen das Gemeinsame vor das Trennende stellen und begreifen, dass der Friede in Europa keine Selbstverständlichkeit ist.  Nur dadurch können wir gewährleisten, dass am Horizont künftiger Generationen auch noch die Morgenröte dieses wunderbaren Kontinents auftaucht.

 

Liebe BesucherInnen unserer Website! (First Blog 2016)

Ich freue mich, dass mit der gegenständlichen neuen Website nach (zugegeben) längerer Wartezeit nun auch unser kommunaler Auftritt im World Wide Web (neben Facebook) komplettiert ist. Die Website soll einerseits als Informations- und Serviceplattform für unsere BürgerInnen dienen, andererseits all jenen, die unseren wunderbaren Ort noch nicht kennen, etwas über die Lebensqualitätsgemeinde PölsOberkurzheim erzählen. Ein großes Dankeschön gilt an dieser Stelle unserem Webdesigner Emanuel Hölzl (Webnologie) für das, wie ich meine, sehr gelungene Erscheinungsbild und die innovativen Tools, sowie unseren Praktikantinnen Anna Hölzl und Lisa Tatschl für die Unterstützung bei der redaktionellen Arbeit.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim "Stöbern" auf der neuen Website und freue mich auf Ihren regelmäßigen Besuch!

Herzlichst
Ihr Mag. Gernot Esser